Ich bin Captain Future, ich komme von der Erde. Genauer gesagt aus Berlin, der Hauptstadt des Wahnsinns. Ich bin in der Karnevals-Hauptstadt Köln geboren und groß geworden, mein Interesse für Politik war zunächst gering. Ich ging lieber tanzen und betätige mich seit 1993 als DJ. Im Sommer 2012 zog ich nach Berlin, im Nu wurde ich von der Club-Szene verschluckt, in der keine Sperrstunde existierte und keine Wünsche offen blieben. Hier trafen sich Freigeister aus der ganzen Welt, und auch die vielen Touristen bestätigten mir immer wieder, dass Berlin die besten Partys und auch sonst die größte Freiheit weltweit bieten würde.
Auch war Berlin für seine sexuelle Freizügigkeit bekannt. Ich besuchte viele Fetisch-Partys, veranstaltete auch eigene unter dem Titel „Bründel Bondage Ball“ und legte einige Male in meinem Lieblingsclub „Kit Kat Club“ als DJ auf. Als im August 2019 die Titelstory des Berliner Event-Magazins Zitty „kinky Berlin“ lautete, war auf dem Magazin-Cover ein Foto von mir und meinen Freunden abgedruckt. Spoiler: Ein knappes Jahr später gab es kein Zitty Event-Magazin mehr, da es keine Events mehr gab. Gleichzeitig wurde ich wegen meiner Corona-Maßnahmen Kritik vom Schwestermagazin „tip Berlin“ 2 Jahre in Folge zu einem der „100 peinlichsten Berliner:innen“ gewählt.
Ich lernte in dieser auch politisch bewegten Stadt schnell einen ganz anderen Schlag Leute kennen und mein bester Freund überredete mich schließlich 2013, mir die Dokumentation „Zeitgeist“ von 2007 anzuschauen. Sie war sozusagen meine rote Pille, denn sie überzeugte mich davon, dass das World Trade Center Attentat am 11. September 2001 von den Amerikanern selbst inszeniert wurde, was mein ganzes Weltbild erschütterte. Ich war den Mainstream-Medien von da an skeptisch eingestellt, doch 2019 bewegten mich die Bilder des brennenden Amazonas sehr, und angeblich ergaben Meta-Studien, dass über 90% der Studien zu dem Ergebnis kämen, dass der Klimawandel vor allem durch CO2 menschengemacht sei. So viele Wissenschaftler können nicht irren, dachte ich, und brachte mich ab da bei Extinction Rebellion und auch Fridays For Future ein. Ich wollte die Fetisch-Community involvieren und gründete „Fetish For Future“. Ich sorgte mit Musik auf den Demos für gute Stimmung, hielt meine erste Demo-Rede und ließ mich aus Sitzblockaden von der Polizei wegtragen. Im Februar 2020 überlegte ich mir, dass die Welt nun einen Superhelden benötigt, um noch gerettet zu werden, also fertigte ich ein eigenes Captain Future Kostüm an, denn es geht um unsere Zukunft, und die Zeichentrick-Serie damals fand ich nebenbei auch super.
Dann kam Corona, zunächst hielt ich die Berichterstattung für übertrieben wie immer. Die Bilder aus Italien ließen diese Meinung wanken und ich hielt eine lang Woche doch für möglich, dass es gefährlich ist. Doch das Interview mit Dr. Wodarg wischte meine Bedenken gründlich vom Tisch. Nun war klar, aufgrund einer Lüge werden die Clubs geschlossen, das Demonstrieren verboten und viele andere Grundrechte aufgehoben. Doch Gott sei Dank war die Welt nicht allein, denn Captain Future war geboren. Bei der dritten Hygienedemo auf dem Rosa-Luxemburg-Platz am 11.04.20 war dann sein erster Auftritt. Die Stimmung dort war angespannt und ungewohnt, vereinzelt wurden Demonstranten von der Polizei abgeführt. In diese Szene platze dann Captain Future in Uniform, mit Musik und Demoschild. Der erste Auftritt dauerte nur wenige Sekunden, schon war er in seiner ersten Maßnahme. Seitdem demonstriere ich jede Woche. Sobald Demos wieder erlaubt waren, gründete ich die Freedom Parade, in Anlehnung an eine andere große Berliner Techno Parade. Ich dachte, so lange die Clubs zu sind, brauchen wir eine Alternative, denn irgendwo müssen wir schließlich tanzen. Außerdem könne man mit Musik und Tanz die Menschen animieren, sich dem Protest anzuschließen. Ich produziere auch immer wieder Corona kritische Techno Tracks, der bekannteste heißt „Damit hält man das nicht auf“ feat. Dr. Drosten. Eine Protest-Bewegung muss Spaß machen, um erfolgreich zu sein. Die erste Freedom Parade fand am 16.05.20 an der Weltzeituhr statt und dann jeden Samstag. Es war eine Standdemo, durch die Straßen zu ziehen galt als zu gefährlich, und sie war auf 50 Teilnehmer begrenzt. Bei Freedom Parade 4 am 06.06.20 konnten wir zum ersten Mal mit Paradewagen vom Alex bis zur Siegessäule durch die Straßen tanzen, das Wetter und die Stimmung waren fantastisch. Anschließend legte ich noch auf einer Bühne auf der Straße des 17. Juni auf, auf der zuvor der Volkslehrer zu Wort kam. Das wird mir bis heute vorgeworfen, seitdem gelte ich bei manchen als rechts offen, das nennt man Kontaktschuld. Daran änderte auch nichts, dass ich ein großes durchgestrichenes Hakenkreuz an mein DJ Pult gehängt hatte und ich als Reaktion ein Video postete, in dem ich mich ganz deutlich vom Volkslehrer distanzierte.
Am 01. August 2020 war die große Querdenken Demo in Berlin mit ca. 250.000 Teilnehmern. Zum ersten Mal sah man, wie viele Maßnahmen Kritiker wir eigentlich sind. Wir waren alle euphorisiert und dachten, das können die Medien und die Politik nicht übersehen, diese Demo wäre der Wendepunkt. Doch die Medien spielten es herunter und nannten uns rechtsradikal. Ein DJ, der bisher auf den Freedom Paraden mit aufgelegt hatte, beendete dies, da er zu viel Kritik von Freunden erhalten habe. Überhaupt bin ich extrem von der Partyszene enttäuscht, die so sehr unter den Maßnahmen leidet und sich so gut wie gar nicht an den Protesten beteiligte. Mein Lieblingsclub wurde sogar zum Testzentrum.
Da die Demos allein offenbar nicht zum Ziel führten, mussten wir uns was Neues ausdenken. Im Oktober gingen wir das erste Mal viral, im Internet, mit unseren beiden „Maskenlos-Shoppingtouren“, wo wir mit lauter Musik und natürlich ohne Masken durch Shopping-Malls und S-Bahnen spazierten und „Masken ab“ skandierten. Es folgten die Glühweinpolizei, Kniebeugen vor Merkels Haus, Dystopie in weißen Anzügen, Impf-Drive-In bei Ikea, die lange Nacht des Impfens u.v.m. Mit steigender Bekanntheit bekamen wir Einladungen aus allen möglichen Deutschen Städten, so besuchten wir u.a. Leipzig, Köln, Dresden, Hannover, Stuttgart, Magdeburg und Wien. Da wir im Winter u.a. am Alex immer wieder „lebensgefährlich“ Polonaise tanzten, erhielten wir ein Tanz-, Sing- und Summverbot. Am 01. März 2021 brachte Spiegel TV einen ganzen Bericht über uns, der uns deutschlandweit bekannt machte. Natürlich wurden wir als rechtsradikale Verschwörungstheoretiker hingestellt, dennoch erhielt ich danach auch von allen Zeugen Coronas jedes mal Applaus, wenn ich irgendwo erkannt wurde. Diese „renitenten Feierbiester“ (Spiegel TV) sind „die Punks unter den Widerstandskämpfern“ (Compact Magazin) und für Karl Lauterbach „schwer zu ertragen“. Seit Anfang 2021 geht die Freedom Parade gemeinsam mit praktisch allen anderen Maßnahmen-kritischen Gruppen Berlins unter dem Label „Wir sind Viele“ regelmäßig auf die Straße. Als es auf die Bundestagswahl zuging, sahen wir in der Unterstützung des Partei DieBasis eine Chance, etwas an der Corona-Politik zu verändern. Gleichzeitig verhagelten wir die Wahlkampfveranstaltungen von Baerbock, Scholz, Steinmeier und nicht zuletzt Andreas Geisel. Wir konfrontierten den damaligen Innensenator und Oberbefehlshaber der Polizei Berlins mit der Polizeigewalt auf den Demos, die sogar ein Todesopfer zur Folge hatte und den UN-Sonderbeauftragten der UN für Folter auf den Plan rief. Geisel gab keine Antwort und flüchtete unter „Geisel ist am Arsch, Wasserwerfer Marsch!“ rufen in seine Limousine. Die Geisel war geflüchtet. Die Sache landete teils auf den Titelseiten von Zeitungen und unser Video dazu war der Renner unter den Polizisten, die Geisel genau so wenig mochten wie wir.
Die Wahl ging leider nicht so gut für DieBasis aus. Im November 2021 beschloss Österreich die allgemeine Impfpflicht. Das war der Startschuss für eine neue Phase des Protestes, denn nun erinnerte man sich an die Montagsdemos von ‘89, seitdem gehen in ganz Deutschland die Menschen jeden Montag Abend in ihrem jeweiligen Ort immer zahlreicher auf die Straße. In Berlin gibt es sogar in den verschiedenen Bezirken mehrere Demos gleichzeitig. Unser Lieblings-Treffpunkt ist die Gethsemanekirche im Prenzlauer Berg, wo ‘89 schon die großen Demonstrationen begannen, obwohl inzwischen die Anwohner der anderen Seite ihre Gegendemo „Gemeinsam leben“ direkt vor der Kirche veranstalten, von der wir ausgeschlossen sind.
Vom 16. bis 18. März soll die allgemeine Impfpflicht in Deutschland beschlossen werden, es gibt viel zu tun für uns. Die Klimaerwärmung halte ich inzwischen für einen Schwindel im Namen der Wissenschaft genau wie natürlich auch Corona.
Plötzlich wird die Öffentlichkeit von dem Krieg in der Ukraine abgelenkt. Auch diesen thematisieren wir nun auf unseren Demos, obwohl das Corona Thema keineswegs vorbei ist. Wir prangern hier genau wie bei Corona die einseitige Berichterstattung der Mainstream-Medien an, dass alternative Meinungen undemokratisch unterdrückt werden und Menschen verfolgt werden.
Auch uns wurden in den 2 Jahren mehrere Konten gekündigt und uns erwarten demnächst diverse Gerichtsprozesse. Bisher bin ich bis auf ein paar hundert Euro Bußgelder und mein zweites sechsmonatiges Bahn- & S-Bahnverbot aber relativ glimpflich davon gekommen.
Möge die Macht mit uns sein
Euer Captain Future